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Ich glaube an das Pferd

Wer Wikipedia über den Begriff Mobilität befragt, wird umfangreich dazu aufgeklärt. Wer weiter recheriert und sich zwischen räumlicher, sozialer, beruflicher, öffentlicher und finanzieller Mobilität zu verlieren droht, kommt letztendlich wieder zum Kern zurück: Mobilität ist und bleibt ein bedeutender Teil unseres Lebens! Ob auf Völkerwanderungen oder mit Hilfe moderner Technik zu benachbarten Himmelskörpern - Elektromobilität als technische Form der Fortbewegung verheisst eine Energie-effiziente Art der maschinellen Mobilität als revolutionäre Kraft. Digitalisierung und Elektrifizierung werden bereits in naher Zukunft, Hand in Hand, unsere Optionen bestimmen und herausfordern. Elektrischer Strom ist dabei der universelle Energieträger, um Licht und Wärme zu erzeugen, Daten zu übertragen und alles in Bewegung zu setzen. Zur Übergangsphase vom fossilen zum regenerativen Zeitalter kommen zwangsläufige Transformationsprozesse als wichtiger Bestandteil hinzu. Die Zukunft gehört in erster Linie ganz klar den Batterie-Elektrofahrzeugen.

Der als grandioseste Fehlbesetzung der deutschen Geschichte titulierte letzte deutsche Kaiser verstand irgendwann die sich um ihn herum wandelnde Welt nicht mehr und legte fest: Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Was man daraus für heute lernen kann? Eine einfache Erkenntnis: wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!

So wie Kaiser Wilhelm Zwo sich nicht eingestehen konnte, dass sich die Zeiten ändern, so irritierend selbstsicher erklären auch heute Experten (darunter Tankstellenbetrieber, Mechaniker und ehemalige Rennfahrer), dass E-Mobilität ein Irrweg sei, der Verbrenner noch viel ungenutztes Potenzial besitzt und der deutsche Exportschlager immer grösser, schneller und teurer werden kann. Echt? Natürlich nicht, wie die Diskussion um SUV Fahrzeuge aufzeigt. Denn nur weil einigen von uns der Wandel nicht in den Kram passt, wird er nicht einfach an uns vorbeigehen. Wem also nützt der bevorstehende Wandel zur Elektromobilität und wem schadet er möglicherweise?

Eine Antwort gibt die Physik: Energieverschwendung in jeder Form ist Unsinn. Entsprechend dem ersten Satz der Thermodynamik, dem sog. Energieerhaltungssatz, wird Energie niemals vernichtet oder geht einfach verloren. Ein Beispiel: die unlängst verbotene Glühlampe (dessen Technik übrigens auch viele Fans hatte) wandelt die 100 Prozent elektrische Energieleistung in 5 Prozent Licht und 95 Prozenz Wärmeleistung um. Betrachtet man die Glühlampe also als Heizung ist sie mit 95 Prozent Wirkungsgrad sehr effizient. Will man mit ihr aber einen Raum beleuchten, so findet man schwerlich eine ineffizientere Lichtquelle. Wie auch beim Verbrennungsmotor, der im Betrieb eine lange Reihe (kontrollierter) Explosionen in Gang setzt und vor allem eins produziert: nämlich Wärme (vglb der verbotenen Glühbirne)! Konkret: von 100 Prozent chemischer Energie (Brennwert des Kraftstoffs) wird nur etwa ein Drittel (ca. 33 %) in Bewegung umgesetzt. Etwa 66 % sind Abwärme (33 % Abgaswärme und weitere 33 % Motorabstrahlung). Elektromotoren kommen hingegen auf einen physikalischen Wirkungsgrad von deutlich über 90 Prozent. In einigen Quellen ist gar von einer Abwärme durch Reibung von nur 2 % und einer Energieumwandlung des elektrischen Stroms in die Energieform Bewegung von 98 % die Rede. Das ist kaum zu toppen.

Diese Faktenlage nennt sich übrigens Blockheizkraftwerk und die Verbrenner-Technik Kraft-Wärme-Kopplung. Ergo: Verbrennungsmotoren in die Keller - Elektromotoren in die Autos!

Haben Sie aus dieser Erkenntnis schon einmal versucht, den Kraftstoff, den Ihr Verbrenner PKW so ineffizient verbrennt (als gäbe es kein morgen) selbst herzustellen? Natürlich nicht, das geht doch auch gar nicht! Und auch dies ermöglicht nun das Batterie-Elektrofahrzeug. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, welcher Art der Eigenstrom ist, bestenfalls kombiniert mit einem aufladbaren Stromspeicher. Brauchen wir dann noch Tankstellen? Ladeparks solcher Art ermöglichen innerhalb weniger Minuten die Aufladung für weitere hundert Kilometer. Das bekannteste Ladenetz Europas bietet TESLA für Urlaubsfahrten vom Nordkap bis nach Silizien.

Achtung, jetzt kommt die vermeintliche Rettung für Mineralölkonzerne: die Sache mit dem Wasserstoff. Aber auch ein Fahrzeug, das Wasserstoff tankt, bleibt ein Elektrofahrzeug. Die Brennstoffzelle funktioniert dort gewissermassen wie eine Art Reichweitenverlängerer. Ob diese Technik in PKWs Einzug halten wird, ist angesichts fallender Batteriepreise sehr fraglich. Statt also auf eine vermeintlich neue Wundertechnik zu warten, machen viele was heute schon technisch problemlos geht: sie montieren sich eine PV-Anlage auf ihr Dach, machen ihren Ladestrom also einfach selbst. Dass E-Motoren das Rennen machen, ist weder zu leugnen noch zu verhindern. Das erkennen mittlerweile auch die ersten (deutschen) Konzerne, die bislang eher durch technische Betrügereien den Clean Diesel propagierten. In einer unheiligen Lobbyarbeit verhinderten sie jahrelang notwendige Anpassungen und Innovationen und zahlen nun die Zeche: die Technologie der elektrischen Energiespeicherung ist keine deutsche. Stattdessen spielen hier Chinesen und Amerikaner die erste Geige (neue Relunktanzmotoren, verbessertes Akkumanagement, Superkondensatoren zur Leistungsoptimierung usw). TESLAs Modell 3 stürmt derzeit in allen europäischen Ländern in den Verkaufszahlen an den etablierten Herstellern vorbei.

Den endgültigen Sieg des Elektrofahrzeugs über die Verbrennerkonkurrenz wird das herbei führen, was nicht mehr drin ist - und das ist eine ganze Menge: ein fast vollautomatisch gefertigter E-Antrieb besteht nur noch aus einem Bruchteil an Bauteilen im Vergleich zu einem klassischen, teilmanuell gefertigten Verbrenneraggregat und kann zudem von einer Vielzahl von Anbietern hergestellt werden - insbesondere von solchen, die noch gar nicht existieren. Das in Jahrzehnten erworbene Know-how, welches in einem modernen Dieselmotor steckt, taugt jedenfalls nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal. Stattdessen wird sich der Elektro-Autokunde nicht mehr mit Inspektionen an Zündung, Einspritzung, Abgasmanagement, Motormechanik, Getriebe, Kühlsystem usw. befassen müssen. Ölwechsel werden überflüssig und Bremskomponenten müssen seltener getauscht werden. Not macht scheinbar nicht nur erfinderisch, sondern auch panisch. Das krampfhafte Festhalten an überkommenen Technologien und Strukturen erinnert fatalerweise an bereits mehrfach erlebte Disruptionen. Zum Schluss: berechtigt geäusserte Kritik an den Batterie-Bestandteilen in Hinblick auf Herstellung und Zusammensetzung sind dank weiterer Innovationen (leider nicht aus Deutschland) schrittweise entschärft. So fertigt TESLA seine Akkus nunmehr fast Kobaltfrei und das PEM an der RWTH kann bereits über 87 Prozent von Alt-Akkus wieder einer Verwendung zuführen. Denn: die Zukunft fährt elektrisch und das Pferd kann zurück auf die Weide.

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